Freitag, 29. Mai 2015

Depression - was bedeutet das wirklich?

Es sind jetzt noch genau 10 Wochen bis mein FSJ zu Ende geht, darum möchte ich euch in den letzten Wochen meines Freiwilligen Sozialen Jahres etwas mehr über die Krankheitsbilder in Psychiatrien erzählen und erklären, was das für die Betroffenen bedeutet.
Die Krankheit mit der ich bis jetzt am meisten zu tun gehabt habe, ist die Depression. Man hat davon gehört, irgendwie hat doch jeder mal " 'ne Depression ".
Die Winterdepression wenn der Schnee nicht verschwinden will und der Himmel von Tag zu Tag gefühlt noch dunkelgrauer wird als eh schon, die Depression wenn man zu viel zu tun hat und nur noch schlechte Laune hat oder vielleicht auch einfach die Depression, wenn die Hose, die im letzten Sommer noch passte plötzlich zu eng geworden ist. Jeder kennt das Gefühl über Tage mal etwas niedergestimmt zu sein. Aber ist das gleich eine "richtige" Depression? Nein!
Schlecht drauf sein bedeutet nicht gleich depressiv zu sein. Zu einer Depression gehören viel mehr Dinge.
Eine Depression ist zunächst eine psychische Krankheit. Jedoch kommt sie nicht von ungefähr. Bei gesunden Menschen wird der Stoffwechsel im Gehirn durch bestimmte Botenstoffe bestimmt. Die Ausschüttung dieser Botenstoffe, auch Neurotransmitter genannt, wird gleichmäßig geregelt.
Funktioniert diese gleichmäßige Ausschüttung jedoch nicht mehr einwandfrei bzw. die Übertragung zur nächsten Nervenzelle ist gestört, so kann es passieren, dass eine Depression ausbricht.
Und dann kommt es zu den typischen Symptomen. Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Beeinträchtigung der Entscheidungsfähigkeit, Appetitlosigkeit und und und...
Die erkrankten Personen fühlen sich nicht mehr fähig irgend etwas zu leisten.
      In meiner Anfangszeit im FSJ fand ich es sehr schwer damit umzugehen, weil ich noch überhaupt kein Verständnis dafür hatte, wie sich depressive Patienten verhalten. Für mich war nicht klar, dass es für sie unmöglich erscheint morgens aufzustehen, sich zu duschen, frische Kleidung anzuziehen und frühstücken zu gehen. Das kann den ganzen Tag so weitergehen, wenn man sie nicht so lange ermutigt in den Tag zu starten und etwas sinnvolles zu beginnen. Ich hatte so schon oft meine Probleme, Patienten zu motivieren und sie aus dem Bett zu "scheuchen". Denn nur so können sie ihrer Krankheit entgegen wirken und etwas dafür tun.
Noch heute komme ich an meine Grenzen, wenn es darum geht, Menschen mit Depressionen zu betreuen. Sie haben oft hohe Erwartungen an ihr Umfeld, jedoch umso weniger ans sich selbst. "Ich glaube ich schaffe das nicht"; "Ich kann das nicht"; "Ich habe versagt", sind Sätze, die ich schon oft gehört habe.
Jedoch muss man auch bedenken, dass eine Depression "nicht einfach so" ausbricht. Es müssen viele Faktoren zusammenspielen, mit denen sich der Patient überfordert fühlt und für sich aufgegeben hat gegen die inneren Schlachten zu kämpfen. Es kann die Trennung vom Ehepartner sein, der Tod eines nahen Angehörigen, Versagen im Job, Mobbing...
Hier werden nun Antidepressiva eingesetzt, um dem unkontrollierten Stoffwechsel entgegen zu wirken und den Antrieb der Erkrankten wieder zu steigern. Die Medikamente docken an die "kaputte" Nervenzelle an und regeln wieder den Stoffwechsel im Gehirn.
Es gibt allerdings nicht nur die Tiefphase in einer Depression. Manche Patienten haben auch eine sogenannte "manische Phase". Bin ich solchen Patienten anfangs begegnet, habe ich mich immer gefragt, wieso sie sich behandeln lassen. Sie sind doch gar nicht krank. Sie reden viel, lachen laut, sind ideenflüchtig, unternehmen viele Dinge oder sind einfach gesprächiger und kreativer als sonst. Aber auch das kann eine Phase in der Krankheit sein. Kurz darauf brechen sie nämlich ein. Diese Art der Krankheit wird durch verschiedene depressiv und manisch geprägte Episoden durchzogen. Das Suizidrisiko ist somit in der Phase der Manie höher, da die erkrankten Personen erhöhten Antrieb verspüren, aber immer noch schlechte Gedanken über sich selbst und ihr Leben haben. Man nennt diese Depression eine "bipolar affektive Störung".
Das heißt aber nicht, dass alle depressiven Patienten diese Verhaltensweisen zeigen. Der Wechsel zwischen einer Hoch-und Tiefphase kann auch fließend verlaufen, sodass man es als Laie nicht unbedingt bemerkt, wenn es ihnen wieder besser geht.
Um Patienten mit Depressionen zu behandeln, ist es wichtig, sich dennoch als Gesprächspartner anzubieten, auch wenn sie das zunächst ablehnen. Man sollte sie zu den Therapien ermutigen. Sie müssen lernen, dass Fehler im Leben menschlich sind und jedem Menschen Leid zugefügt werden kann. Bewegung und persönliche Zuwendung sind in der Behandlung sehr wichtig. Die Patienten müssen auf andere Gedanken kommen und lernen, mit der Krankheit umgehen zu können, wenn sie irgendwann nicht mehr stationär betreut werden.

Wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt, lasst es mich gerne wissen ! :)
Liebe Grüße,
Laura


"Nur weil du einen Fehler machst, bedeutet das nicht, dass du ein Versager bist"
- Georgette Mosbacher








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